Prüfbericht der Bundesärztekammer Manipulation auch bei Herz- und Lungen-Spenden

Stand: 26.11.2015 14:24 Uhr

Neue Schlagzeilen bei der Organspende: Auch bei Herz- und Lungen-Transplantationen wurde in 135 Fällen manipuliert. Das belegt ein Bericht der Ärztekammer. Um Patienten auf der Warteliste für Spenderorgane weiter nach vorn rutschen zu lassen, wurden sie kränker dargestellt.

88 Manipulationen bei Herz-Spenden und 47 bei Lungen-Transplantationen belegt ein Bericht der Prüfungs- und Überwachungskommission von Bundesärztekammer, Krankenhausgesellschaft und Krankenkassen. In den meisten Fällen wurden Patienten dabei kränker dargestellt als sie waren, damit sie auf der Warteliste für ein Spenderorgan nach vorn rücken.

Fünf Kliniken von Manipulationen betroffen

Bei den Herztransplantationen fanden die Prüfer in insgesamt fünf Kliniken Verstöße gegen die Regeln der Organspende. Dazu gehören das Deutsche Herzzentrum Berlin, die Herzklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie die Universitätskliniken in Jena, Heidelberg und Köln-Lindenthal. Manipulationen bei Lungen-Transplantationen wurden in Jena und München festgestellt. Dagegen wurden dem Bericht zufolge bei Nieren- und Bauchspeicheldrüsen-Transplantationen keine Auffälligkeiten festgestellt.

Rund 4300 Krankenakten aus den Jahren 2010 bis 2012 wurden für den Bericht geprüft. In dieser Zeit gab es insgesamt fast 11.000 postmortale Spenden von Herzen, Lungen, Nieren und Bauchspeicheldrüsen.

In Mehrheit der Fälle wurden Regeln beachtet

Die Vorsitzende der Prüfkommission, Anne-Gret Rinder, betonte, in der großen Mehrheit der Fälle seien die geltenden Regeln befolgt worden. Seit dem Bekanntwerden der Organspende-Skandale 2012, bei denen es vor allem um Leber-Spenden ging, habe es in den Krankenhäusern einen Kulturwandel gegeben. Die Dokumentation habe sich wesentlich verbessert. Auch sei die Zusammenarbeit mit den Prüfern besser geworden. Seit den Skandalen gelten bei Organspenden auch verschärfte Regeln hinsichtlich der Transparenz. So gilt inzwischen anders als zum Zeitpunkt vieler Verstöße ein Mehr-Augen-Prinzip, das verhindern soll, dass gefälschte Daten an die Organspende-Organisation Eurotransplant übermittelt werden.