Bei uns in... New York:David Bowie hätte es gefallen

In New York leben die kleinen Buchhandlungen wieder. Denn in der Stadt der Veränderung herrscht Nostalgie. Davon profitiert auch der Lieblingsladen von Superstar Bowie.

Von Kathrin Werner

Er liebte seine New Yorker Buchläden. Stöberte durch die zwei Stockwerke voller Gedichte, Geschichten und Gedanken bei McNally Jackson in Soho nicht weit von seiner Wohnung. Über The Strand, den Buchladen südlich vom Union Square, schrieb David Bowie einmal: "Es ist unmöglich, das Buch zu finden, das du willst. Aber du findest immer das Buch, von dem du nicht wusstest, dass du es wolltest."

Bowie, der nirgendwo länger lebte als in New York, teilte diese Liebe mit vielen Einwohnern. Überraschend vielen. McNally Jackson geht es gut, der Laden ist immer voll, zu den Lesungen im Untergeschoss kommen selbst bei Nieselwetter so viele, dass es schwer ist, einen Sitzplatz zu finden. Auch bei The Strand sind die Schlangen an der Kasse immer lang.

Kleine Buchläden in der Stadt sind schon lange totgesagt und trotzdem lebendig. Die New York Times hat bereits in den Achtziger- und Neunzigerjahren von ihrem Ende geschrieben, als Ketten wie Barnes & Noble ihnen Marktanteile abnahmen. Die Zeitung widmete einem verschwundenen Laden nach dem anderen einen Nachruf. Tatsächlich ist die Liste derer, die es nicht geschafft haben, lang: Books & Company, Coliseum Books, Shakespeare and Company, Murder Ink, Endicott Booksellers und so weiter. Für viele New Yorker klingen ihre Namen nach der guten alten Zeit. Und wirklich sprechen alle Trends gegen sie: immer weiter steigende Mieten, die Beliebtheit von E-Books, Buchbestellungen aus dem Internet.

Doch trotz all der Amazon-Pakete, die sich auf den Treppenstufen vor Brooklyns Haustüren stapeln, trotz all der Kindles in der U-Bahn gehen die New Yorker weiter in Läden - mit Regalen und Buchseiten aus Papier.

"New York war schon immer eine Literatur-Stadt, und es ist traurig zu sehen, dass manche Läden schließen", sagt Nancy Bass Wyden, Miteigentümerin von The Strand, dem Magazin Gothamist. "Aber ich sehe auch den Aufstieg von neuen, unabhängigen Buchläden in der Stadt." In den ganzen USA ist das so. Der Verband American Booksellers Association (ABA) zählt inzwischen wieder mehr als 1700 Mitglieder mit 2230 Filialen, fast 30 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die Umsätze der ABA-Mitgliedsläden sind im vergangenen Jahr um zehn Prozent gestiegen, auf mehr als 500 Millionen Dollar. Das sind nur die Einnahmen von Büchern, die Läden verkaufen oft zusätzlich Kaffee oder Geschenke.

Der Abwärtstrend der vergangenen Jahrzehnte hat sich umgekehrt. In New York, der Stadt der ständigen Veränderung, gibt es ein Grundgefühl: Nostalgie. Der neueste Trend, wieder auf Bauernmärkten und bei Menschen einzukaufen, die man kennt, hilft auch dem Buchladen an der Ecke - und Bowies Lieblingsladen McNally Jackson. Nächstes Jahr eröffnet Inhaberin Sarah McNally eine zweite Filiale im Seaport District im Süden Manhattans.

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