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Neues Bundeswehrmodell Mehr Soldaten, mehr Pausen - und mehr Nerds

Zu viele Einsätze, zu wenig Personal - darüber klagt die Bundeswehr schon lange. Nun entstehen 6900 zusätzliche Stellen. Vor allem IT-Fachpersonal soll gesucht werden.
Marinesoldaten in Rostock

Marinesoldaten in Rostock

Foto: Jens Büttner/ picture alliance / dpa

Die Bundeswehr soll bis 2023 deutlich wachsen - so will es Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am Montag , ein Konzept der CDU-Politikerin sehe für die kommenden sieben Jahre 6900 neue Dienstposten vor. Damit würde die Truppe, die in den vergangenen Jahren von der Politik mehrmals enorm gestutzt wurde, erstmals wieder größer.

Eine Trendwende beim Personal hatte von der Leyen in den letzten Wochen mehrmals angekündigt. Abseits der Begehrlichkeiten aus ihrer eigenen Truppe will sie auch außenpolitisch das Signal setzten, dass sich unter ihrer Führung der jahrelange Abwärtstrend bei der Bundeswehr nicht verstetigt.

Die Truppe, allen voran die Interessenvertretungen der Soldaten, klagt schon lange über einen Personalengpass, vor allem bei spezialisierten Soldaten. Wegen immer mehr Auslandsmissionen werden ihre Einheiten, wie derzeit bei der Marine, in immer kürzeren Abständen in Einsätze geschickt. Vorgeschriebene Ruhezeiten können nicht mehr eingehalten werden.

Mit der Reform nun will von der Leyen einer Bundeswehr wieder etwas Luft verschaffen, die einen krassen Schrumpfkurs hinter sich hat. Noch Ende 1990 gab es in der Truppe 300.000 Zeit- und Berufssoldaten, hinzu kamen auch noch die Wehrpflichtigen. 2011 dann führte man die Obergrenze auf 185.000 Soldaten ein. Kurz danach wurde auch noch die Wehrpflicht ausgesetzt.

Von der Leyens neues Modell sieht eine Abschaffung der sogenannten Obergrenzen vor. Stattdessen soll die Bundeswehr regelmäßig den eigenen Bedarf an Personal analysieren und an die laufenden Einsätze und Verpflichtungen anpassen. Bisher galten die Obergrenzen als starre Leitlinie. Nun es flexibel laufen, für die Truppe eine kleine Revolution.

Mehr Personal für Marine und Spezialkräfte

Tatsächlich sind die Aufgaben der Bundeswehr in den letzten Jahren stark gewachsen. Immer neue Auslandseinsätze wie in Mali oder die Schleuserjagd im Mittelmeer fordern viele Bereiche der Bundeswehr, da man in Deutschland die Versorgung der Truppen sicherstellt.

Seit der Ukraine-Krise und der Reaktion der Nato kamen aber auch zahlreiche Übungen hinzu, allein dieses Jahr stellt die Bundeswehr dazu mehr als 5000 Soldaten ab. Daneben stellt die Bundeswehr mehrere Tausend Mann für die sogenannte schnelle Eingreiftruppe der Allianz. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg muss diese Truppe nicht nur auf dem Papier einsatzbereit sein.

Die Militärs drängten deswegen auch eine viel größere Zahl von neuen Stellen, laut der "SZ" hielten sie bis 2023 sogar 14.300 neue Dienstposten für notwendig. Im Ministerium aber habe man sich für eine machbare Variante entschieden. Genauer gesagt für eine bezahlbare. So hofft von der Leyen, dass sie vom Finanzminister für die neuen Stellen auch etwas mehr Geld bekommt.

Posten sollen in der Truppe entstehen - nicht im Stab

Selbst aber will von der Leyen auch etwas zur Entlastung tun. So sollen 5000 Dienstposten durch interne Optimierung der Strukturen frei werden. In dem internen Konzept betont von der Leyen zudem, dass die neuen Dienstposten wirklich bei der Truppe und nicht in den aufgeblähten Stäben der Bundeswehr entstehen sollen. Profitieren sollen vor allem die Marine und die Spezialkräfte.

Eine wichtige Neuerung betrifft von der Leyens Herzensprojekt, die Ausrichtung der Truppe auf den Cyberkrieg. Da die benötigten IT-Experten auf dem Arbeitsmarkt schwer zu bekommen sind, soll es nun erstmals Möglichkeiten zum Quereinsteigen geben. Am Ende wird es also für die händeringend gesuchten Nerds möglich sein, heißt es, ohne Ausbildung an der Waffe für die Truppe zu hacken.

Das Ministerium wollte die Details der Pläne am Montag nicht kommentieren, eigentlich wollte sie die Ministerin am Dienstag mit einem großen Aufschlag bei Parlamentariern und Journalisten präsentieren. Am Ende ist die Ministerin vom guten Willen des Finanzressorts abhängig. Allerdings hat Minister Wolfgang Schäuble einiges für die Bundeswehr übrig - und versprach schon mehrmals mehr Geld für die Truppe.


Zusammengefasst: Viele Soldaten der Bundeswehr sind im Dauerstress - vor allem die zahlreichen Auslandseinsätze belasten die Truppe. Jahrelang wurden zudem Stellen abgebaut, nun will Ministerin von der Leyen gegensteuern. Fast 7000 Stellen sollen entstehen. Vor allem sollen sie aber flexibel besetzt werden. Vor allem für Fachleute wie etwa Hacker soll die Bundeswehr so attraktiver werden.

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