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Flüchtlinge in Holland: Die Zelle als Unterkunft

Foto: Muhammed Muheisen/ AP

Gefängnisse als Flüchtlingsunterkunft Asyl hinter Gittern

Wo früher Straftäter untergebracht waren, leben nun Flüchtlinge: Die Niederlande nutzen leer stehende Gefängnisse als Asylunterkünfte. Eine Fotoreportage zeigt den Alltag dort.

Seit Jahren gibt es in niederländischen Gefängnissen viele leere Zellen, sodass schon häufiger Häftlinge aus dem Nachbarland Belgien, das große Probleme mit seinem Strafvollzug hat, nach Holland verlegt wurden. Auch Norwegen mietete sich schon in dortigen Gefängnissen ein.

Aufgrund der großen Flüchtlingsbewegungen haben die niederländischen Gefängnisse nun eine neue Funktion bekommen: Mehrere Haftanstalten sind zumindest vorübergehend in Asylunterkünfte umgewandelt worden, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Demnach erinnert in den meisten Fällen noch wenig an die frühere Funktion der Gebäude. In manchen jedoch zeugen schwere Zelltüren und Gitterstäbe noch von der Vergangenheit.

Der AP-Fotograf Muhammed Muheisen hat das Leben der Flüchtlinge in den Gefängnissen abgelichtet, vor allem in Haarlem. Das dortige Gebäude steht unter Denkmalschutz und darf nicht umgebaut werden.

Man habe es sich gründlich überlegt, ob man wirklich Gefängnisse mit Zellen benutzen soll, sagt Janet Helder von der Regierungsbehörde, die für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist. "Einige Leute aus der Nachbarschaft haben gefragt: 'Wie könnt ihr Menschen, die in Syrien vielleicht eingesperrt waren, hier wieder in einer Zelle unterbringen?' Also haben wir entschieden: Wenn jemand wirklich ein Problem damit hat, finden wir einen anderen Platz." Oftmals aber seien die früheren Gefängnisse sehr gut geeignet.

"Die Räume sind für ein bis zwei Personen vorgesehen, oft gibt es Fitnessräume, eine gute Küche", sagt Helder. Die Gefängnisse würden viele der Voraussetzungen für Flüchtlingsunterkünfte erfüllen. Bewohner können sich selbstverständlich frei bewegen. "Ich empfinde es nicht als Gefängnis", sagt Abdul Moeen Alhaji, ein 16-Jähriger aus Syrien. "Wichtig ist, dass wir hier sicher sind."

Menno Schot leitet das Flüchtlingszentrum im früheren Haarlemer Gefängnis. Man versuche, die 400 Bewohner an das Leben in den Niederlanden heranzuführen. Eine 18-Jährige aus Syrien übt Fahrradfahren. Ihr Mann nimmt Sprachunterricht.

"Ihre Sicherheit ist unsere oberste Priorität, zusammen mit ihrer Gesundheit und ihren alltäglichen Bedürfnissen", sagt Schot. "Dieses Land ist neu für sie, also sind wir ihre Führer in Holland."


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hut/ulz/AP