Design-Expertin gibt Tipps: So wird Ihr Heim zur Wohlfühloase

Von: Von MATHIAS HILNER

Ein gemütliches Heim steht auf der Wunschliste ganz weit oben – 90 Prozent der Deutschen ist es wichtiger, sich zuhause wohlzufühlen, als ein repräsentatives Auto zu fahren (15 Prozent). Der Preis von Möbeln ist dabei, laut einer aktuellen Studie von Otto und TNS Infratest, nur jedem Zweiten wichtig – solange Optik, Funktionalität und Langlebigkeit stimmen. 

Das sind auch die Eigenschaften, die für Alexa Holzer, Kuratorin der „Selected 2015“-Ausstellung für zeitgenössisches Möbel- und Produktdesign in Graz, im Vordergrund stehen. Im Rahmen der außergewöhnlichen Werkschau präsentieren 52 Kreative ihre Arbeiten. BILD hat mit der Wohnexpertin über Trends und „gutes“ Design gesprochen. 

Gutes Interior-Design entsteht nach Meinung der Expertin in erster Linie durch eine durchdachte Strukturierung von Räumen. Dabei sollte man sich an deren Funktion orientieren. „Daraus ergeben sich die Bausteine für die weitere Planung“, so Holzer zu BILD.

Spannend wird es, wenn die Mischung aus funktionellen Stücken und persönlichen Gegenständen stimmt – immer den Ratschlag „weniger ist mehr“ im Hinterkopf: Denn „zu viele schöne Stücke zerstören zumeist mehr, als sie liefern“, warnt Holzer.

Gerade kleinere Hersteller achten vermehrt auf die Verarbeitung sowie auf eine zeitlose Ästhetik. „Darunter befinden sich oft Stücke, die das Potenzial zu den Klassikern der Zukunft mitbringen – wie das ‚Rocking day Bed’ der dänischen Designerin Jeannett Højer“, sagt Holzer.

Jeannett Højer gestaltet Objekte, die neugierig machen, zum Nachdenken anregen und eine Geschichte erzählen, wie das „Rocking day Bed“

Jeannett Højer gestaltet Objekte, die neugierig machen, zum Nachdenken anregen und eine Geschichte erzählen, wie das „Rocking day Bed“

Foto: Jannick Boerlum

Holzer findet, Einrichten ist ein Prozess, bei dem es lohnt, sich Zeit zu nehmen: „Lieblingsstücke oder Highlights sollte man nicht suchen, sondern im besten Falle finden.“

► Selbst wenn Geld nur eine untergeordnete Rolle spielt, lohnt es sich, genau hinzusehen: Denn gerade „‚High End Brands’ setzen auf zeitgenössische Strömungen. Ein ‚Solitär Chair’ aus den 90er-Jahren, der ein Vermögen kostete, kann heute möglicherweise nicht mal das Material wert sein...“, weiß der Profi.  

► Auch Provisorien haben nach Meinung der Stilexpertin ihren Charme: Es ist wichtig, „dem Raum die Möglichkeit zu geben, zu wachsen und Positionen unbesetzt lassen oder den alten Tisch weiter zu verwenden, bis das richtige Stück gefunden ist.“

Ich persönlich besuche auch Flohmärkte. Die Fundstücke baue ich in Planungen und Konzepte ein. Vintage und Contemporary – eine wunderbare Ergänzung! Alexa Holzer

Die Epoche der Nachhaltigkeit

Nach Holzers Erfahrung setzen vor allem kleine Designbüros vermehrt auf Regionalität, Ressourcen schonenden Umgang mit Rohstoffen, faire Löhne und eine vernünftige Preisgestaltung beim Endkunden.

► Nachhaltigkeit ist für Alexa Holzer mehr als nur ein Trend: Denn „es wird ernsthaft geforscht und überlegt. Es ist ein Spiegel unserer Zeit, eine Strömung im Designbereich – möglicherweise wird man in 100 Jahren unsere Dekade als die Epoche der Nachhaltigkeit benennen.“

Für Anastasiya Koshcheeva steht Nachhaltigkeit im Vordergrund. Für ihren Sibirjak-Sessel verarbeitete die in Deutschland lebende und arbeitende Designerin Birkenrinde und Stahl 

Für Anastasiya Koshcheeva steht Nachhaltigkeit im Vordergrund. Für ihren Sibirjak-Sessel verarbeitete die in Deutschland lebende und arbeitende Designerin Birkenrinde und Stahl 

Foto: Anastasiya Koshcheeva

Jule Waibel lebt und arbeitet in London und Stuttgart. Die Designerin kombiniert auf spielerische Art und Weise Elemente aus den Bereichen Interior-Design, Mode, Architektur und Performance – mit einem besonderen Augenmerk auf geometrische Formen. Das Sitzobjekt „Cones“ besteht aus gefaltetem Filz  

Jule Waibel lebt und arbeitet in London und Stuttgart. Die Designerin kombiniert auf spielerische Art und Weise Elemente aus den Bereichen Interior-Design, Mode, Architektur und Performance – mit einem besonderen Augenmerk auf geometrische Formen. Das Sitzobjekt „Cones“ besteht aus gefaltetem Filz

Foto: Julian Busch

Ich halte nichts von komplett ausformulierten Detailplänen, die keinen Spielraum für ‚Gefundenes’ oder spontan Erworbenes lassen. Alexa Holzer

Verzaubern Sie Ihr Zuhause

Wirklich spannend wird ein Raum allerdings erst durch die Personen, die die Räume nutzen. „Gutes Interior-Design umrahmt die Person und bietet die Spielwiese für alles“, sagt Holzer.

► Einen besonderen Stellenwert misst die Kuratorin der Wandfarbe bei: „Wenn es jemand versteht, diese gut auszuwählen und einzusetzen, kommen Stücke noch stärker zur Geltung.“

Hinter dem Studio Daniel steht der Niederländer Daniel Hulsbergen, der durch die Verbindung von Handwerkskunst und Detailverliebtheit Produkte kreiert, die nicht nur ästhetisch, sondern auch emotional ansprechend sind. In Graz präsentierte der Designer unter anderem seine von Fachwerk-Architektur inspirierten Hängeleuchten, die durch die dunkle Wandfarbe noch besser zur Geltung kommen

Hinter dem Studio Daniel steht der Niederländer Daniel Hulsbergen, der durch die Verbindung von Handwerkskunst und Detailverliebtheit Produkte kreiert, die nicht nur ästhetisch, sondern auch emotional ansprechend sind. In Graz präsentierte der Designer unter anderem seine von Fachwerk-Architektur inspirierten Hängeleuchten, die durch die dunkle Wandfarbe noch besser zur Geltung kommen

Foto: Odesi

Im Interior-Design beobachtet Holzer eine Rückbesinnung auf traditionelle Handwerkskunst und Methoden sowie das Spiel mit neuen Materialien. „Ein Crossover von hoher Qualität in Konzeption und Umsetzung“, schreibt die Expertin im Katalog zur Ausstellung – im Idealfall pur und zeitlos, wie die präsentierten Exponate.

Der Niederländer Alex de Witte ließ sich zu seiner „The Big Bubble“ Lampenserie von Seifenblasen inspirieren. Die bis zu 1,5 Meter großen Lampen entstehen in Handarbeit und sind Einzelstücke

Der Niederländer Alex de Witte ließ sich zu seiner „The Big Bubble“ Lampenserie von Seifenblasen inspirieren. Die bis zu 1,5 Meter großen Lampen entstehen in Handarbeit und sind Einzelstücke

Foto: Chris van Koeverden

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