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Deutschland Ernährung

Der rot-grüne Kreuzzug gegen den bösen Zucker

Politikredakteurin
Lebensmittel für Kinder zu süß und zu fettig

Eine Foodwatch-Studie zeigt: Die meisten Lebensmittel für Kinder gelten nach den Kriterien der WHO als ungesund. Entweder sind sie zu süß oder zu fettig. Trotzdem werden sie stark beworben.

Quelle: N24

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Renate Künast will Kinder vor falscher Ernährung schützen. Zucker sei der neue Tabak, sagt sie und fordert Werbeverbote für Lebensmittel, die die Weltgesundheitsorganisation für ungesund hält.

Beim Essen hält sich Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) zurück. Da habe sich die Politik nicht einzumischen. „Ich will den Teller und die Schultüte nicht mit Gesetzen vollpacken“, sagte Schmidt der „Welt am Sonntag“ und reagierte damit auf eine neue Studie der Verbraucherorganisation Foodwatch. Darin werfen die Verbraucherschützer der Lebensmittelindustrie vor, sich mit der Werbung für kalorienreiche Süßigkeiten, Energieriegel und Limonaden immer noch gezielt an Kinder zu richten – obwohl die Branche sich 2007 freiwillig verpflichtet hatte, eben dies nicht mehr zu tun.

Auf die Studie folgten prompt die Forderungen nach Werbeverboten für Kinderlebensmittel. Renate Künast (Grüne), die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Verbraucherschutz, sieht den Staat in der Pflicht, die Kinder vor ungesunder Ernährung zu schützen. „Der Minister muss eine klare Antwort auf die Studie geben“, sagte Künast der „Welt am Sonntag“. Das beginnt mit besserer Schulverpflegung.

Kinder sollten früh lernen, was ihr Körper braucht. Wie gesundes Essen schmeckt – und vor allem auch, wie es zubereitet wird. „Ernährung ist die neue soziale Frage“, sagte Künast. Wer sich falsch ernähre, werde zu dick. Wer zu dick sei, werde häufiger krank. Wenn schon Kinder unter Übergewicht litten, würden sie oft ausgegrenzt, hätten weniger Freunde – und insgesamt einen schlechteren Start ins Leben.

Als größtes Ernährungsübel prangert Künast dabei den Zucker an und geht so weit zu behaupten: „Zucker ist der neue Tabak.“ Nun ist Tabak ein Genussmittel, Zucker dagegen ein unverzichtbarer Bestandteil der Ernährung. Und doch sieht Künast gewisse Parallelen: „Rauchen und Zuckerkonsum haben in ihrer Dimension etwas Epidemiehaftes und fatale Folgen für die Gesundheit.“ Schon mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland bringen zu viele Pfunde auf die Waage. Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig – eben auch deshalb, weil sie zu viele Süßigkeiten essen.

Werbung, die gezielt Kinder anspricht, muss verboten werden
Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte

Künast fordert daher, „endlich keine Lebensmittelwerbung mehr an Kinder unter zwölf Jahren zu richten, wenn die Produkte nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation für ausgewogene Ernährung entsprechen“. Und weil sich die Branche bislang nicht in der Verantwortung sehe und ihre freiwillige Selbstverpflichtung kaum einhalte, müsse nun der Ernährungsminister gesetzliche Regelungen treffen. Deutschland sollte dabei eine Vorreiterrolle in der Europäischen Union übernehmen.

Der Minister hält nichts von Verboten

Unterstützung für ihre Forderungen erhält Künast vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. „Werbung, die gezielt Kinder anspricht, muss verboten werden“, sagte Lauterbach der „Welt am Sonntag“. Es sei jetzt Aufgabe der Politik, der Lebensmittelindustrie Grenzen zu setzen. Seine Fraktion würde einen entsprechenden Vorstoß des Ernährungsministers unterstützen. Es sei erwiesen, dass falsche Ernährung bei Kindern zu bleibenden gesundheitlichen Schäden führen könnte.

Schmidt aber hält nichts von neuen Regelungen. „Verbote von Lebensmitteln oder Werbeverbote sind der falsche Weg, um einen gesunden Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung zu fördern“, sagte Schmidt der „Welt am Sonntag“. Übergewicht und Fettleibigkeit hätten bekanntlich viele Ursachen und ließen sich nicht einfach mit strengeren Gesetzen bekämpfen. Er setze vielmehr auf Bildung und Wissen: „Eltern, Schulen und Kitas, Wirtschaft und Handel tragen hier eine Verantwortung.“ Am 23. September lädt Schmidt erst einmal zu einer Diskussionsrunde in sein Ministerium ein. Thema der Veranstaltung: „Zwischen Vollkornbrot und Schokoriegel – wie machen wir Kindern Lust auf gutes Essen?“

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