Gründer Christopher Grätz hat zuvor als KPMG-Berater gearbeitet

Fintechs und der deutsche Mittelstand haben bislang nicht richtig zusammengefunden. Viele der Unternehmer sind noch nicht online und eine Deloitte-Studie hat kürzlich bestätigt, dass der Mittelständler mit seiner Hausbank ganz zufrieden ist. Keine optimalen Bedingungen für Crowdlending-Startups. Doch Christopher Grätz hat das nicht abgeschreckt.

Mit der Plattform Kapilendo will Grätz einen neuen Online-Kreditmarktplatz für kleine und mittelständische Unternehmen hochziehen. Bei dem sogenannten Crowdlending können Privatpersonen den Unternehmen Kredite gewähren. Der Gründer plant in den kommenden Monaten 20 Finanzierungsprojekte auf seine Plattform zu holen, im kommenden Jahr sollen es dann 200 sein.

Von der Comvest Holding und weiteren Business Angels bekam das Startup zur Gründung Anfang des Jahres einen mittleren sechsstelligen Betrag, im kommenden Jahr will das Unternehmen neues Geld einsammeln. Das Team mit zehn Leuten soll schnell wachsen.

Denn Grätz muss sich nicht nur gegen Banken behaupten, starke Konkurrenz sind auch die Startups Lendico und Zencap. Die Rocket-Ventures bieten bereits Crowd-Finanzierung für Mittelständler an – auch sie wissen wie schwierig der Markt ist. Im Gründerszene-Interview gestanden die Zencap-Gründer sich zum Beispiel vor kurzem ein, dass Deutschland als „overbanked“ gelte. Wir haben nun Kapilendo-Gründer Christopher Grätz gefragt, wie er sein Startup trotz Wettbewerb von Rocket und Banken erfolgreich machen möchte.

Christopher,  die etablierteren Rocket-Ventures Lendico und Zencap versuchen sich bereits im deutschen Crowdlending-Markt gegen die Banken zu behaupten. Wie wollt ihr das schaffen?

Wir machen etwas Ähnliches, wir vergeben auch den klassischen Kredit an einen Mittelständler, ein konservatives Produkt. Und wir unterscheiden uns in einem wichtigen Punkt von der Konkurrenz: Wir bieten den Unternehmen die emotionale Ansprache von Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo in Form von Bildern, Videos und Texten. Crowdlending-Plattformen sind sonst sehr trocken und nüchtern, da sieht der Anleger die Verzinsung, aber er lernt das Unternehmen nicht richtig kennen.

Wie soll denn diese emotionale Ansprache genau aussehen?

Jedes Projekt wird mit einem Film dargestellt. Das ist keiner, den der Unternehmer einschickt – sondern wir produzieren den Film mit einem Partner professionell. In einer Minute lernt der Anleger dann das Unternehmen und den Finanzierungsgrund kennen. Außerdem helfen wir dem Mittelständler bei der Vermarktung seines Projekts. Da haben viele der Unternehmen keine Erfahrung und Ressourcen.

Ein Großteil der Fintech-Startups versucht, möglichst viel zu automatisieren. Ihr dreht extra Videos und wollt die Unternehmen bei der Vermarktung unterstützen. Wie wollt ihr Geld verdienen?

Am Anfang wird für das Unternehmen je nach Laufzeit 2,5 bis 6,5 Prozent der Finanzierungssumme fällig, da ist das Video inbegriffen. Das Unternehmen muss diese Gebühr allerdings nur bezahlen, wenn die Finanzierung zustande kommt. Deswegen bringen wir nicht irgendwelche Unternehmen auf die Plattform, an die wir nicht glauben.

Euer Konkurrent Zencap hat in einem Interview davon gesprochen, dass Deutschland als „overbanked“ gelte. Volksbanken und Sparkassen sind überall vor Ort. Wie könnt ihr euch gegen diese Konkurrenz beweisen?

Wir sagen nicht, dass wir einen Marktanteil von 100 Prozent wollen. Wir werden die klassischen Banken nicht vollständig ablösen. Aber es gibt viele Unternehmen, denen der Bankprozess einfach zu langwierig und bürokratisch ist. Wir sehen unser Angebot eher als ein komplementäres Produkt, mit dem das Unternehmen Öffentlichkeit bekommt. Es ist zum Beispiel auch vorstellbar, dass die Unternehmen ein Teil über einen Bankkredit und einen Teil über uns finanzieren.

Wie bewertet ihr die Firmen so schnell?

Alle Unternehmen durchlaufen einen vierstufigen Prozess. Wir arbeiten dafür mit Partnern wie der Creditreform zusammen. Dadurch sind wir in der Lage, den Unternehmern ziemlich schnell zu sagen: Zu diesem Zinssatz können wir dich auf die Plattform nehmen.

Eure Zielgruppe sind Mittelständler – die sind nicht gerade als Digital Natives bekannt. Wie wollt ihr die erreichen?

Die Mehrheit unseres Startups gehört der Comvest Holding, die mit der Laransa Private Wealth Management auch Vermögen von Unternehmern verwaltet. Dadurch können wir auf ein starkes Netzwerk zurückgreifen. Wir haben uns außerdem verschiedene Investoren mit unterschiedlichem Hintergrund – etwa aus dem Verlagswesen oder der Gastronomie – mit ins Unternehmen geholt. Die können für uns Tür öffnen. Auf Messen und bei IHK-Veranstaltungen wollen wir mit den Mittelständlern ins Gespräch kommen. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass viele Mittelständler noch nicht online unterwegs sind.

Damit euer Portal funktioniert, muss es eine kritische Masse von Anlegern geben. Wie holt ihr sie auf eure Plattform?

Das Vertrauen der Anleger in Banken und klassische Geldanlagen hat im Zuge der Finanzkrise enorm gelitten. Deshalb suchen Anleger, gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase, nach transparenten Anlagemöglichkeiten mit guter Verzinsung. Sie wollen wieder verstehen, wo ihr Geld landet. Wir können dabei zusätzlich zur klassischen Online-Akquise auch auf die bestehende Kundenbasis der Comvest Holding zurückgreifen.

Bild: Kapilendo