SpecialDLD 2015
  1. Nachrichten
  2. Wissen
  3. Technik
  4. Terror, Überwachung, Arbeitslosigkeit: Haben wir mit dem Internet ein Monster geschaffen?

Terror, Überwachung, Arbeitslosigkeit: Haben wir mit dem Internet ein Monster geschaffen?
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Tauche ich auf Facebook-Bildern auf?
dpa/Jochen Lübke Facebook und Co. sind nicht kostenlos. Wir bezahlen mit unseren Daten.
  • FOCUS-online-Redakteurin

Ohne das Internet geht heute fast gar nichts mehr. Für viele Menschen ist es zum täglichen Begleiter und Ratgeber geworden. Doch hinter der schönen Fassade verbergen sich tiefe Abgründe, sagen Experten und fordern: Jeder muss Verantwortung übernehmen, damit das Web nicht zum Monster mutiert.

+ Das Internet ist nicht nur gut, sondern auch eine Plattform für Spionage, Diebstahl und Terror +

+ Internetkritiker sicher: Das Web fördert Narzismus, Arbeitslosigkeit und lässt die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderklaffen +

+ Internetkritiker fordert mehr Regulation im Internet +

Hohe Geschwindigkeit, Informationsdichte, ständige Verfügbarkeit – das Internet scheint auf den ersten Blick genial. Wie sollte man den Weg finden ohne Google Maps? Wie mit all seinen Freunden in Verbindung bleiben ohne Facebook oder Briten-Premier Cameron will gegen Verschlüsselung vorgehen">Whatsapp ? Und natürlich käme man auch nicht so einfach und schnell an Informationen aller Art. Einfach in die Suchmaschine getippt, weiß das Internet schließlich auf jede Frage hunderte von Antworten.

Dunkle Abgründe im World Wide Web

Doch hinter dieser vernetzten Welt verbergen sich große Gefahren, glauben bekannte Experten: Feindliche Regierungen spionieren die Daten von Privatpersonen aus. Hacker von Terrorgruppen könnten in Computersysteme eindringen und Chaos verursachen. Und nicht zuletzt raubt das Internet eine große Menge an Arbeitsplätzen und bringt die Betroffenen damit in eine brenzlige Situation.

„Das Internet ist eine Plattform für Narzissmus”

Auf der DLD-Konferenz 2015 berichteten bekannte Internetkritiker von ihren Befürchtungen. Wer glaubt, dass das Internet tatsächlich zu mehr Wohlstand, Transparenz und Demokratie verhelfe, liege damit völlig falsch, glaubt etwa der bekannte  Internetkritiker Andrew Keen. “Das Internet ist nicht sozial. Es ist eine Plattform für Narzissmus, eine Selfie-Economy”, sagte Keen auf der DLD-Konferenz. Er ist sich sicher: Das Web sorge nicht für ökonomische Gerechtigkeit, sondern sei der Grund für die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich.

Der Brite Andrew Keen hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert, lehrte an mehreren Universitäten und hat das Internetunternehmen Audiocafe.com gegründet und es zu einer erfolgreichen Internetfirma ausgebaut. Er ist ein bekannter Internetkritiker und hat bereits mehrere Bücher geschrieben. Sein neuestes heißt „The Internet is not the answer“ (2015). Auf Deutsch erscheint sein Werk am 19.1.2015 im DVA Sachbuch Verlag unter dem Titel „Das digitale Debakel – Warum das Internet gescheitert ist und wie wir es retten können.

„Wir können das Internet nicht mehr behandeln wie einen Fünfjährigen“

„Es macht uns nicht reicher, sondern bringt einen dezentralisierten Kapitalismus hervor, der die meisten von uns ärmer macht. Es schafft keine neuen Arbeitsplätze, sondern ist eine der Hauptursachen für die strukturelle Arbeitslosigkeit. Es sorgt nicht für mehr Wettbewerb, sondern bringt übermächtige neue Monopole wie Google und Amazon hervor“, schreibt Keen in seinem neu erschienen Buch mit dem Titel „The internet is not the answer“. Sein Fazit: Es ist zwar nicht alles am Internet schlecht, dennoch könnte es ohne Regulation in einem Desaster enden. Deshalb forderte der Internetkritiker auf dem DLD, es müsse mehr Kontrolle geben. „Wir können das Internet nicht mehr behandelt wie einen Fünfjährigen.“

„Das Internet hat Feinde“

Davon ist auch Mikko Hypönnen überzeugt. Der Finne ist Virenjäger bei der Computersicherheitsfirma F-Secure und berät internationale Sicherheitsbehörden. Nach Angaben der Firma war er der erste, der die Welt vor dem Computerwurm Sasser warnte. Im Jahr 2007 wählte ihn das PC World Magazine zu den 50 wichtigsten Menschen im Web.

“Das Internet hat Feinde”, sagte Hyppönen in seinem DLD-Vortrag mit dem aussagekräftigen Titel „ The Internet R.I.P.“. Das sind zum Beispiel Diebe, die andere im Internet bestehlen – oder auch diejenigen, die jegliche Form von Privatsphäre verhindern möchten und andere ausspionieren.

Scheinbar kostenlose Dienste wie Google sind schließlich nicht kostenlos. „Wir gewähren Google Zugriff auf unsere Daten, unseren Aufenthaltsort, unsere Interessen. Wir zahlen mit unserer Privatsphäre.“ Viele scheint das jedoch nicht zu interessieren. Kaum jemand lese im Internet die Lizenzbedingungen, weiß Hyppönen. Das hat der Finne mit seiner Firma untersucht. Um die These zu prüfen, schreiben sie in Lizenzbedingungen, dass Nutzer das erstgeborene Kind übergeben müssten, wenn sie der Vereinbarung zustimmen. „Und alle klickten okay“, erzählt der Virenjäger.

„Die Revolution beginnt gerade erst“

Ist das Internet also auf dem Weg, sich in ein Monster zu verwandeln, das unsere Daten frisst, uns ausspioniert, beklaut und arbeitslos macht? Nicht unbedingt. Denn die Gesellschaft kann etwas dagegen tun. „Die Revolution beginnt gerade erst. Deshalb brauchen wir mehr Verantwortung im Internet“, sagt Keen. Jeder sollte diese Verantwortung übernehmen. Das heiße beispielsweise nicht bei Unternehmen wie Amazon zu kaufen, die Arbeitsplätze vernichteten. Denn nur so kann die Gesellschaft die Frage von Virusjäger Hyppönen mit gutem Gewissen beantworten: „ Was für eine Art von Internet werden wir den zukünftigen Generationen überlassen?”

Video: Russen klauen 1,2 Milliarden Anmeldedaten

Russen klauen 1,2 Milliarden Anmeldedaten

FOCUS Online Russen klauen 1,2 Milliarden Anmeldedaten
Zum Thema
Nach Hacker-Attacken: Twitter sorgt für mehr Sicherheit

Cyber-Terror von Profi-Hackern

Nach Hacker-Attacken: Twitter sorgt für mehr Sicherheit

Falsche Facebook-Erklärung schützt private Fotos nicht

Achtung, Fake!

Falsche Facebook-Erklärung schützt private Fotos nicht

Was Sie nie auf Facebook posten sollten – es aber ständig tun!

Vorsicht Cyber-Kriminalität!

Was Sie nie auf Facebook posten sollten – es aber ständig tun!

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Rucksack-Verbot, Überwachung, Abschiebung: Vorschläge der Politiker im Check

Sicherheitsdebatte nach Bluttaten

Rucksack-Verbot, Überwachung, Abschiebung: Vorschläge der Politiker im Check

Was der Skandalfall Albakr über unseren Rechtsstaat und die innere Sicherheit aussagt

Totaler Kontrollverlust möglich

Was der Skandalfall Albakr über unseren Rechtsstaat und die innere Sicherheit aussagt