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IFA 2015: Bamboo Spark - per Knopfdruck vom Papier ins Tablet

Tablet-Spezialist Wacom entdeckt das Papier wieder: Bamboo Spark digitalisiert handschriftliche Notizen in Echtzeit – über einen ins Notizbuch integrierten Digitizer. Ein Knopfdruck reicht, damit das Geschriebene auf dem Smartphone oder Tablet landet.

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Bamboo Spark: Per Knopfdruck vom Papier ins Tablet

(Bild: Wacom)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Gerald Himmelein
Inhaltsverzeichnis

Wacom steht für hochwertige Digitizer, die in diversen Grafiktabletts, Stift-Displays und Tablets stecken. Dort müssen sich Einsteiger jedoch zuerst an den digitalen Stift gewöhnen, der auf den glatten Oberflächen der Tabletts und Displays doch etwas ungewohnt glitscht. Bamboo Spark überspringt diese Hürde, indem es ohne Display auskommt.

Hier schreibt der Anwender mit einem Kugelschreiber auf einen stinknormalen A5-Notizblock, der in ein Notizbuch eingeklemmt ist. Das Notizbuch hat es allerdings in sich: In den hinteren Deckel sind ein dünner Akku und ein Sensorfeld integriert, die aber kaum auftragen. Wären da nicht der Micro-USB-Anschluss zum Aufladen und ein Einschalter, würde man kaum zur Kenntnis nehmen, dass die Unterseite etwas dick und steif ausfällt.

Ein flacher Knopf direkt neben dem Notizblock sendet den Inhalt des aktuellen Blatts per Bluetooth Smart direkt an ein gepaartes Smartphone oder Tablet; bisher werden Android und iOS unterstützt. Dort nimmt eine kostenlose App die Daten entgegen. Von hier aus lassen sich die Diagramme, Notizen oder Scribbles an den Cloud-Speicher Dropbox, den Notizen-Speicher Evernote oder Wacoms Grafik-App Bamboo Paper weiterleiten. In Bamboo Paper lassen sich die Notizen auch weiterbearbeiten. Hierfür kommt das WILL-Framework zum Einsatz, das Wacom im Januar auf der CES vorgestellt hat. WILL steht dabei für "Wacom Ink Layer Language". Ohne Bluetooth-Verbindung soll Bamboo Spark bis zu 100 Seiten intern abspeichern.

Wacom nennt das Ganze "Smart Folio" und bietet drei Varianten an. Bamboo Spark mit Gerätetasche nimmt vorne Smartphones, Visitenkarten und den Stift auf. Bamboo Spark mit Tablet-Tasche bietet eine Tasche für diverse 10-Zoll-Tablet-Modelle. Das Bamboo Spark mit Snap-Fit für iPad Air 2 dient gleichzeitig als Schutzhülle für das Apple-Tablet, das gegenüber vom Notizblock einrastet. Jede der drei Versionen soll 160 Euro kosten; sie sollen ab Oktober verfügbar sein.

Wacom Bamboo Spark (4 Bilder)

Das "Bamboo Spark mit Gerätetasche", in dem neben einem Smartphone auch der Stift in einer magnetischen Lasche unterkommt.
(Bild: Wacom)

Grundsätzlich ist der Ansatz mit dem digitalisierenden Kugelschreiber nicht neu – schon seit Jahren gibt es diverse Smartpens und Digitalstifte auf dem Markt. Beim Livescribe Echo Smartpen und seine Abkömmlinge nimmt eine unter der Kugelschreiberspitze positionierte Minikamera die Striche auf. Damit die Kamera die Orientierung behält, muss man allerdings auf Spezialpapier schreiben. Zudem fällt der batteriebetriebene Stift eher klobig aus.

Ein weiterer Smartpen-Ansatz kommt ohne Spezialpapier aus, hat aber andere Nachteile. Hier klemmt man an den oberen Rand des Blocks einen Infrarot-Empfänger, der die Stiftposition auf dem Papier verfolgt. Auch hier liegt der batteriebetriebene Stift ziemlich schwer in der Hand. Unterbricht eine Hand oder ein anderer Fremdkörper die Sichtverbindung zwischen Stiftspitze und Empfänger, gehen Striche unbemerkt verloren. Auch nimmt die Abtastgenauigkeit in den Randbereichen des Papiers ab; große Rechtecke verbiegen sich zu Trapezen. Wacom selbst hat diesen Ansatz mit seinem Inkling verfolgt – mit beschränktem Erfolg.

Der Stift des Bamboo Spark kommt hingegen ohne Batterie aus: Der Digitizer hinter dem Notizblock fragt die Position einer Spule im Stifts mittels elektromagnetischer Resonanzschwingungen ab. Aufgrund des Aufbaus passen allerdings keine Standard-Kugelschreiberminen in den Stift: Der Stift nimmt ganz normale Kugelschreiberminen entgegen. Wacom bietet ebenfalls Ersatz an, dort schlägt ein Dreierpack an Ersatzminen allerdings mit 10 Euro zu Buche. Auch bei den Notizblöcken kann man sich ganz entspannt in der Papierwarenhandlung bedienen: Ob liniert, kariert oder blanko, ist dem Spark schnurzegal.

Im Kurztest mit einem Vorführgerät schlug sich das Bamboo Spark ganz wacker: keine Verzeichnungen an den Rändern, unkomplizierte Datenübertragung an das verbundene Smartphone. Einzige Schwachstelle war die Dicke des Notizblocks: Bei einem 100 Seiten dicken Block verlor der Digitizer mehrfach kurz den Kontakt zur Stiftspitze. Der Versuch war aber auch unfair, weil Wacom eine Blockdicke von maximal 50 Blatt vorsieht. Kaum hatten wir den Block um die Hälfte der Blätter erleichtert, klappte die Erkennung ohne Aussetzer.

Auf der IFA 2015 zeigt Wacom das Bamboo Spark in Halle 12 an Stand 105. Dort führt das Unternehmen auch die neueste Generation seiner Intuos-Consumer-Tablets vor sowie den iPad-Stift Bamboo Fineline 2.

Update 15:00: Wacom zufolge passen in den Bamboo-Spark-Stift handelsübliche Kurzminen jedes beliebigen Herstellers. Die Meldung wurde entsprechend korrigiert. (ghi)