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Renovierung
Wie lohnend ist eine Wärmedämmung?

Ein gut gedämmtes Haus ist eine Investition in eine saubere Zukunft, aber eine ziemlich hohe. Je nach Größe kann sie locker in die Zehntausende Euro gehen. Das ganze soll dem Umweltschutz dienen und wird auch staatlich gefördert. Trotzdem stellen sich viele Hausbesitzer die Frage, was am Ende finanziell herauskommt. Antworten gab es auf dem Wärmeschutztag des Forschungsinstituts für Wärmeschutz.

Von Lisa Weiss | 22.05.2015
    Ein Arbeiter sitzt auf einem Bau-Gerüst und montiert Styropor-Platten an einer Hausfassade.
    Teilweise dauert es Jahrzehnte, bis der niedrigere Energieverbrauch die hohen Kosten für die Dämmung aufwiegt, gerade weil sich die Bundesregierung immer noch nicht über den geplanten Steuerbonus einigen konnte. (Armin Weigel / dpa)
    Ganz dünn streicht Denis Elsbett mit einer Kelle Putz auf große Styroporplatten an der Außenwand des alten Bauernhauses im oberbayerischen Übersee. Fast die ganze Fassade ist schon mit den weißen Platten bedeckt - stundenlang hat er daran gearbeitet.
    "Wir haben ein Einfamilienhaus, das ist Baujahr 1900, dementsprechend ist es natürlich sehr schlecht gedämmt. Wir haben festgestellt, dass wir sehr viel nach draußen heizen. Daraufhin habe ich mich etwas erkundigt und dann haben wir uns dafür entschlossen, eine Außenwanddämmung zu montieren."
    Eine Außenwanddämmung - doch deren Ruf hat in letzter Zeit deutlich gelitten. Sie führe zu Schimmel in den Räumen, verschandle die Fassade, sagen Kritiker. Und rechne sich nicht - teilweise dauert es Jahrzehnte, bis der niedrigere Energieverbrauch die hohen Kosten für die Dämmung aufwiegt, gerade weil sich die Bundesregierung immer noch nicht über den geplanten Steuerbonus einigen konnte. Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz in München steht trotzdem zur Außenwanddämmung.
    "Man muss halt immer differenzieren. Es gibt nicht die Pauschalaussage es lohnt sich oder es lohnt sich nicht. Sondern es ist immer fallabhängig, man muss immer den Einzelfall beachten. Es gibt Häuser, wo sich die Wärmedämmung vielleicht nicht im ersten Moment rechnet, es gibt Häuser, wo das sicherlich der erste Schritt ist."
    Abhängig vom Preis für Öl oder Gas
    Sein Institut hat in einer Studie Parameter aufgestellt, mit denen man berechnen kann, wie lange es für ein bestimmtes Haus dauert, bis die Energieersparnis die Dämmkosten aufwiegt. Man kann das allerdings nicht aufs Jahr genau sagen, das hängt vom Preis für Öl oder Gas ab, vom Standort des Hauses, sagt Holm. Er empfiehlt auf jeden Fall eine gründliche Prüfung vorab durch einen Energieberater.
    Maria Klempnow ist Energieberaterin, auch sie rät dringend, sich von einem neutralen Fachmann beraten zu lassen. Denn Wärmedämmung sei nur dann rentabel, wenn sie die richtige Dimension hat. Und Schimmel gibt's eigentlich auch nur dann, wenn Fehler bei der Sanierung gemacht wurde oder wenn der Zeitplan nicht passt: Wenn zum Beispiel alte Fenster im gedämmten Haus sind oder neue im ungedämmten.
    "Das ist ungefähr so als wenn man mit einem Auto fährt, das nicht den richtigen Luftdruck hat. Dann haben sie entweder einen zu hohen Kraftstoffverbrauch oder Schäden am Auto. Und genau so muss eine Wärmedämmung auf das Gebäude ausgelegt sein. Das heißt, man muss eine Energiebilanzierung machen für das ganze Gebäude, vielleicht ist die Wärmedämmung gar nicht das Mittel der Wahl, vielleicht haben wir andere Möglichkeiten."
    Sehr gute Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
    Manchmal kommen sie zum Schluss, dass es besser ist, die Heizung auszutauschen, manchmal ist auch die Stuckfassade zu schön und man dämmt nur Dach und Keller - darüber geht häufig ein Großteil der Energie verloren. Für die Energieberatung gibt es Zuschüsse vom Bund, oft zahlen auch die Kommunen dazu. Umweltbewusste Bauherrn sind oft noch aus einem anderen Grund im Zwiespalt: Styropor ist als Dämmmaterial gebräuchlich – aber es kann erstens brennen und zweitens wird es, wenig umweltfreundlich, aus Erdöl hergestellt. Aber das verbrauchte Erdöl für die Produktion sei durch die Energieersparnis in wenigen Monaten wieder drin, sagt Andreas Holm vom Institut für Wärmetechnik. Und Sascha Müller-Kraenner vom Umwelt- und Verbraucherschutzverband Deutsche Umwelthilfe fügt hinzu:
    "Es gibt inzwischen auch sehr, sehr gute Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, ob das jetzt Holz ist, ob das Wolle ist, ob das Hanf ist. Und gerade für die, die sagen, sie wollen jetzt aus Umweltsicht eine Premiumlösung haben, sind diese Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen unter Umständen auch ne gute Lösung."
    Aber auch er sagt: Wärmedämmung - das ist eine ganz individuelle Entscheidung. Hausbesitzer Denis Elsbett hat die schon getroffen: Er hat sich für die Außenwanddämmung entschieden - er hält sie für ökologisch sinnvoll und in seinem Fall rechnet sich das finanziell irgendwann auch, sagt er. Und es gibt noch einen dritten Grund für ihn: Es ist einfach behaglicher, wenn die Wände im Winter warm sind und es nicht mehr zieht.