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Fahrradmesse "Eurobike"
Mehr Sicherheit bei Kinder- und Jugendfahrrädern

Bayern und Baden-Württemberg dürfen noch bis Mitte September die Sommerferien genießen, aber für viele andere Schulkinder in Deutschland wird es ab nächster Woche wieder ernst. Viele fahren mit dem Rad zur Schule. Doch was zeichnet ein sicheres Kinder- und Jugendfahrrad aus?

Von Thomas Wagner | 26.08.2015
    Ein mit Aufklebern versehenes Fahrrad steht in einer Straße im Stadtteil Prenzlauer Berg in Berlin.
    "Wir stehen hier vor dem ersten E-Mountain-Bike. Wenn wir heute hören, dass die Jugend sich heute kaum mehr bewegt, ist das ein Gefährt, das die jungen Leute absolut motiviert, in die Pedale zu treten. Und sie gehen wieder aufs Bike. Und sie radeln gerne in die Schule."
    Susanne Puello ist Chefin des Fahradherstellers Winora aus dem fränkischen Sennfeld. Doch das elektrobetriebene Mountainbiker für Kinder, das sie auf der Eurobike in Friedrichshafen zeigt, ist nicht nach jedermanns Geschmack:
    "Da grubbelt mir es so ein bisschen im Bauch. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man nicht unbedingt der Lust der Jugendlichen nach stylish nachkommt, sondern in erster Linie schaut, dass es ein sicheres Fahrrad ist", so Burkhard Stork, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Sein Erfahrung: Je peppiger ein Jugendfahrrad aussieht, desto mehr hapert es häufig an der Sicherheit: Keine Beleuchtung, kein Schutzblech - geht für den Schulweg gar nicht, sagt de ADFC. Allerdings: Ansprechendes Design und Sicherheit lassen sich durchaus unter einen Hut bringen. Das Zauberwort heißt: ATB.
    "Das ist der Begriff für 'All-Terrain-Bike'. Es sieht vom Fahrrad her aus wie ein Mountainbike, hat aber eine komplette Ausstattung, mit Gepäckträger, mit Beleuchtung und Reflektoren", erklärt Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrieverbandes. So sehr all die Komponenten für Fahrt von Zuhause in die Schule ein "Muss" sind, so sehr erscheint für Burkard Stork vom ADFC ein weiterer Aspekt wichtig: Dass nämlich Komponenten wie Licht und Gepäckträger fest mit dem Fahrrad verbunden sind und nicht, wie bei einigen Modellen angeboten, modular angesteckt und wieder abgenommen werden können Es könne nicht sein, "dass es von der Lust des Pubertierlings abhängig ist, ob die Sicherheitsausrüstung auch dabei ist."
    Ein ganz wichtiger Punkt bei verkehrssicheren Jugendfahrrädern ist die Beleuchtung. Burkhard Stork hält es für wichtig, "dass das Licht kein Batterielicht ist, sondern von einem anständigen Nabendynomo gespeist wird."
    Nabendynamo ist immer dabei
    Und eigentlich sei auch das klassische Glühbirnchen im Fahrradscheinwerfer allenfalls die zweitbeste Lösung. Gunnar Fehlau vom brancheneigenen "Pressedienst Fahrrad" in Göttingen empfiehlt dagegen Leuchtdioden:
    "Eine wirklich gute LED-Beleuchtung mit einem Nabendynmo, der selbst bei geringen Kindergeschwindigkeiten eine gute Leistung abgibt, ist sicher eine Tuningmaßnahme, die eins zu eins in Sicherheit geht."
    Ferner empfiehlt Fehlau "vernünftige Reifen, die pannensicher sind, die vielleicht auch einen Reflexstreifen integriert haben."
    Bei den Bremsen stehen Eltern und ihre Kinden vor der Qual der Wahl: Rücktrittbremse, Felgenbremse, Scheibenbremse?
    "Bei den Bremsen ist der aktuelle Standard die Scheibenbremsen. Die haben die beste Verzögerung, die höchste Bremsleistung", so Tobias Spindler vom Hersteller "Riese und Mülle" bei Darmstadt. Firmenchef Markus Riese, selbst Vater zweier Kinder im fahrradreifen Alter, findet daneben, dass auch das Design zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen kann: "Natürlich ist es ganz wichtig, dass ein Kinderfahrrad auffällig lackiert ist" - und nicht minder wichtig sei es, dass die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen:
    "Ich zieh immer einen Helm auf, wenn ich unterwegs bin, weil die Kinder natürlich immer das machen wollen, was die Großen machen."
    Eltern-Autos gefährden Schulkinder
    Allerdings: Die größte Gefährdung für Kinder und Jugendliche auf dem Fahrrad lässt sich nach Ansicht von Burkhard Stork vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub selbst durch die beste Ausrüstung nicht ausschließen:
    "Wenn man an einer Schule vorbeikommt morgens, dann sieht man, dass da enorm viel große Autos ankommen, aus denen dann immer relativ wenig Kind steigt. Die wenigen Kinder, die dann zu Fuß und mit dem Fahrrad ankommen, müssen sich dann durch all die Autos durchschlängeln. Und das ist sicher das allererste Problem."